Von der Burg zum Schloss
Das Altenburger Schloss ist ein architektonisch vielgestaltiges Bauensemble mit Hinterlassenschaften aus fast 1000 Jahren Baugeschichte. Daraus resultierend, entstehen für den heutigen Betrachter Spannung, Kontrast und ästhetischer Reiz gleichermaßen.
Anstelle einer slawischen Wallburg aus der Zeit um 800 lässt sich mit dem 10. Jh. ein deutscher Burgward als relativ gesichert annehmen. Burg und Königspfalz prägten die mittelalterliche Epoche, beides, so wird angenommen, mindestens in der frühen Phase durch einen Geländeeinschnitt voneinander getrennt, den der anstehende Porphyrfels vorgab. Die Königs- oder Kaiserpfalz, Ersterwähnung 1132, wird im östlich und niedriger gelegenen Terrain vermutet. Während bauliche Reste der Pfalz oberirdisch nicht fassbar sind, war wohl der aus dem 12. Jh. stammende Hausmannsturm (1) der Bergfried im Kernbereich der burggräflichen Burg. Ein Spezifikum stellt der stufenlose Wendelgang im Inneren des ursprünglich unverputzten Turmes dar. Des Weiteren ist ein romanischer Wohn- und Wehrturm auszumachen, die sogenannte „Flasche” (2), nach Kenntnisstand erbaut um das Jahr 1080. Im Norden und Osten der Gesamtanlage sind Teile der hochmittelalterlichen Ringmauer und der spätmittelalterlichen Zwingermauer mit vier halbrunden Schalentürmen erhalten.
Das von Zeitgenossen gerühmte Renaissanceschloss des 16. Jhs. wird in der ersten Hälfte des 18. Jhs. in mehreren Phasen barock überformt und erweitert. Dabei erhält das Corps de logis (3), das Haupthaus mit Hauptfassade, eine aufwändige tiefengestaffelte Fassadengestaltung. Der Festsaalflügel (4) winkelt nach Norden ab und ergänzt den sonst u-förmigen Residenzbau. Einem typischen Renaissanceelement begegnen wir mit einer offenen, dreigeschossigen Arkadengalerie (5), die in einem einseitigen Rest zu besichtigen ist. Dieser wurde nach originalem Vorbild im 20. Jh. neu aufgebaut. Vor den Barockumbauten umschloss diese Galerie den einst schmaleren Kleinen Schlosshof - ein sicher reizvoller Gedanke. Nähert man sich dem Schloss von Süden, scheint mit der geschwungenen Schlossauffahrt (6) eine repräsentative Wegeführung gelungen, die im Durchschreiten des Triumphbogens (7) von 1727/30 gipfelt. Das Äußere Torhaus (8), frühes 15. Jh., besaß einst Verteidigungscharakter. Hochbarocke Architekturprinzipien, am Residenzschloss Altenburg erst zur Mitte des 18. Jhs. hin zur Anwendung gekommen, stellen das Schloss in die Reihe der bedeutenden Barockbauten Thüringens.
Die um 1400 begonnene spätgotische Stifts- und Schlosskirche St. Georg (9) bildet vom Baukörper gesehen einen Verbund mit dem Südflügel des Residenzbaues und, nach Osten hin, mit dem im Kern romanischen Torturm (10), der den einzigen Zugang in den Schlosshof gewährt und jahrhundertelang der Schlosskirche als Glockenturm diente. Das nördliche Nebenschiff der Schlosskirche mündet in das vorgesetzte Fouriergebäude (11) aus dem 16. Jh.
Die barocke Pferdeschwemme mit Neptunbrunnen (12) und der terrassiert höher liegende Agnesgarten (13) zieren das weite Rund in unmittelbarer Nachbarschaft zum Großen Schlosshof. Die Junkerei (14), ein zweigeschossiger Putzbau vom Ende des 16. Jhs., fungierte als Marstall. Das Bauwerk brannte 1987 ab und konnte nach Originalbestand bis 1993 wiederhergestellt werden. Es beherbergt das Thüringische Staatsarchiv Altenburg.
Der südöstliche Gebäudekomplex wurde im späten 19. Jh. errichtet. 1868 vernichtete ein Großbrand das an dieser Stelle stehende spätgotische Kornhaus sowie das barocke Hofmarschallgebäude. Jetziges Hofmarschallgebäude (15) und das Prinzenpalais (16) verkörpern ausgeprägte Neostile ihrer Zeit und wirken vergleichsweise bescheiden in ihren Fassaden. Gleichfalls Bauten des 19. Jhs. sind das ehemalige Waschhaus (17) und nebenliegende Wirtschafts- und Wohngebäude (18).